Was bedeutet uns Christi Himmelfahrt

Hören Sie gerne Radio? Genauer gesagt WDR 2?
Jedes Jahr im Mai hören Sie dort den gleichen Trailer: Die Stimme eines Kindes singt - nicht schön, aber eindringlich - „Am Donnerstag ist Himmelfahrt … und Himmelfahrt ist Vatertag im Wonnemonat Mai!“
‚Himmelfahrt’ und ‚Vatertag’: zwei Aspekte, die diesen Tag prägen.
Zum ‚Vatertag’ fällt Ihnen sicher einiges ein: Männer unter sich, ein Tag mit Wandern, Männergesprächen und – wenn’s übel kommt- mit reichlich Alkohol.
Und was fällt Ihnen zur ‚Himmelfahrt’ ein?
Der Festtag erinnert an eine biblische Erzählung: Nach Hinrichtung, Grabruhe und Auferstehung war Jesus Christus seinen Freuden und Anhängern in verschiedensten Situationen immer wieder begegnet. Und dann, nach 40 Tagen, verlässt er sie. „Er wurde zum Himmel emporgehoben“, so beschreibt es der Evangelist Lukas (Kapitel 24, Vers 52). „und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken“, so umschreibt es der Verfasser der Apostelgeschichte (Kapitel 1, Vers 9).

Nun müssten die Freunde Jesu doch traurig gewesen sein, oder wütend, oder enttäuscht!
Erstaunlicherweise berichtet die Bibel aber, dass sie „voll Freude“ nach Hause zurückkehrten.
Wie ist das zu verstehen?

Vierzig Tage lang war Jesus Christus nach seiner Auferstehung seinen Freunden erschienen. In dieser Zeit erklärte er ihnen, wie seine Lehre, wie sein Leben, sein Tod und seine Auferstehung zu verstehen sind. Er machte ihnen Mut, seine Lehre weiterzuleben und weiterzugeben.Vierzig Tage lang geschieht das. Die Freunde Jesu verstehen: 40, diese Zahl steht in der Bibel immer für Zeiten der ‚Vollendung’. Etwas, was vierzig Tage dauert, hat seine Fülle erreicht. Sie verstehen, dass Jesus sie nach 40 Tagen nicht etwa im Stich lässt. Sie verstehen, was wir uns heute vielleicht mühsam erklären müssen: Jesus ist weiterhin bei ihnen, aber in veränderter Art und Weise. Er ist da in seiner Lehre, in der Art und Weise, wie er das Leben aufgefasst hat, er ist da in der Begegnung untereinander, in der Mahlgemeinschaft. Die Begegnung mit Jesus Christus ist nicht mehr gebunden an Raum und Zeit, nicht mehr gebunden an das Land Israel um das Jahr 30 unserer Zeitrechnung. Gottes Menschenfreundlichkeit; die sich in Jesus Christus gezeigt hat, ist überall da: in den Menschen, die an ihn glauben und seine Lehre weitergeben, in dieser Welt. (Besonders spürbar wird es für seine Freunde am Pfingsttag, als sie das Kommen und Wirken der Kraft Gottes erfahren). Der ‚Himmel’ ist kein unerreichbar ferner Ort mehr. Mit dem Wort ‚Himmel’ ist eine Beziehung beschrieben: Gott in uns und Gott um uns. Gott ist immer schon da, aber er drängt sich nicht auf.

Gottes Spuren in dieser Welt wollen entdeckt werden. Wenn in den vergangenen Jahrhunderten die Menschen am Himmelfahrtstag zu Wallfahrtsorten aufbrachen, wenn Männergruppen heute am Himmelfahrtstag hinausziehen, wenn wir heute als Familien am Himmelfahrtstag Ausflugsziele in der Natur ansteuern, dann sollen alle diese Aufbrüche vielleicht daran erinnern: Nimm dir Zeit, die Spuren Gottes, die Spuren des Himmels hier auf Erden zu entdecken. Und ihnen dann zu folgen, damit das Reich Gottes, der Himmel, der uns verheißen ist, schon hier auf Erden beginnen kann.

Vielleicht werden Sie jetzt fragen, wie das konkret aussehen kann, „die Spuren Gottes zu entdecken“? Ein paar kleine Beispiele finden Sie auf der Spiele-Seite, schauen Sie mit Ihren Kindern nach ’hinter den Dingen’. Und lesen Sie unter ‚Ein Stück Himmel’, was Menschen heute berichten über ihre ‚Himmels-Erfahrungen’.
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Zeichen und Symbole

Wallfahrt

Nach alter Tradition ist der ‚Himmelfahrtstag’ ein Wallfahrtstag: Mit Picknick, Gesang und Fahnen ging es früher hinaus in die Welt, zu Orten, an denen ein besonderes Stück ‚Himmel auf Erden’ für die Menschen erfahrbar wurde. Und bis heute werden Gedenkstätten besucht, Kirchen, Wegekreuze, Orte, die an besondere Ereignisse erinnern. Beim Wandern und Beten wird für die Teilnehmenden spürbar: Gott ist nicht unerreichbar weit entfernt, sondern unter den Menschen und in seiner Welt anwesend.
Die ‚Vätertouren’ am Himmelfahrtstag entstammen zum einen aus der Tradition des Wallfahrens, zum anderen aber sicher auch als Gegenstück zu dem zeitlich nahe liegenden ‚Muttertag’.

Himmel und Erde

„War das eine Himmelfahrt“ stöhnt manch einer nach einer langen und unbequemen Fahrt. Und denkt dabei nicht gerade an einen blauen und sonnigen Himmel oder einen freudigen Tag. Und doch ist ‚Christi Himmelfahrt’ ein Fest- und Freudentag!
In der Bibel wird von der ‚Himmelfahrt Christi’ berichtet. Das Fest ‚Christi Himmelfahrt’ stellt diese letzte Begegnung des Jesus von Nazareth mit seinen Anhängern in den Blickpunkt.
Der als ‚Staatsverräter’ hingerichtete Jesus von Nazareth war nach drei Tagen im Grab vom Tode auferstanden und seinen Freunden und Anhängern immer wieder erschienen. Er begegnete ihnen in unterschiedlichen Situationen. Er sprach ihnen Mut zu, erklärte, wie sein Leben, sein Tod und seine Auferstehung zu verstehen sind.
Doch nach einiger Zeit verlässt er endgültig seine Freunde. Die Mut machenden und tröstenden Christusbegegnungen enden. Die Bibel drückt es so aus: „er wurde zum Himmel emporgehoben“ (nachzulesen im Lukasevangelium Kapitel 24, Vers 51). Erstaunlicherweise sind seine Jünger nicht enttäuscht oder traurig. „Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück“, heißt es im Lukasevangelium (Kapitel 24, Vers 52). Sie verstehen: Jesus Christus ist nicht einfach ‚weg’, sondern auf neue und andere Weise in der Welt anwesend und erfahrbar. Der Himmel, Gott, Jesus Christus sind nicht unerreichbar weit entfernt, sondern mitten unter den Menschen!